Erfahrungen aus ihrer praktischen Ausbildung sind für Medizinstudierende der Schlüssel zum Gesamterfolg. Aus diesem Grund ist der Unterricht an der EDU sehr praxisnah gestaltet und wird von Experten geleitet, die die Studierenden mit Leidenschaft und Engagement durch ihre Lernerfahrung begleiten. Aber wie können diese Fähigkeiten bewertet werden?
Wir sprachen mit Matthew Rai, dem Assessment Lead der EDU, wie die klinischen Fähigkeiten der EDU-Studierenden im Laufe des Bachelor- und Masterstudiums bewertet werden. Wir werden eine bestimmte Prüfung genauer unter die Lupe nehmen: die OSCE.
Der Einsatz von OSCE ist ein wesentlicher Bestandteil der klinischen Ausbildung und stellt im Wesentlichen eine Methode zur Simulation der Praxis dar, die den Studierenden die Möglichkeit gibt, ihre Autonomie zu verbessern und ein komplexes Verständnis innerhalb einer sicheren, kontrollierten klinischen Umgebung zu entwickeln (Aronowitz et al., 2017).
____________
Was ist die OSCE?
OSCE steht für „Objective Structured Clinical Examination“. Eine OSCE ist eine Art von Hochschulprüfung, die in den Gesundheitswissenschaften – insbesondere in medizinischen Studiengängen – häufig eingesetzt wird, um Leistungen und Kompetenzen (Kenntnisse, Fähigkeiten und Einstellungen) im Bereich der klinischen Untersuchung, der medizinischen Verfahren und Techniken, des medizinischen Wissens, der klinischen Entscheidungsfindung und des klinischen Denkens und Argumentierens zu testen.
Alle diese Fähigkeiten werden in kontrollierten Szenarien geprüft. Auf diese Weise bieten OSCEs eine faire und standardisierte Methode zur Bewertung von Kompetenzen und zur Ermittlung von Bereichen, die verbessert und geübt werden sollten.
Warum OSCEs?
OSCEs sind ein äußerst wertvolles und aufschlussreiches Instrument in der medizinischen Ausbildung, da sie den Studierenden die Möglichkeit geben, ihre klinischen Fähigkeiten in einem standardisierten medizinischen Szenario zu demonstrieren. Darüber hinaus erhalten die Studierenden durch OSCEs wertvolles Feedback zu ihren klinischen Fähigkeiten, so dass sie sich kontinuierlich verbessern können. OSCEs wurden in den 1970er Jahren von Professor Ronald M. Harden und seinen Kollegen entwickelt und eingeführt und haben sich im Laufe der Zeit zu einer zuverlässigen und anerkannten Methode entwickelt.
An der EDU wird großer Wert auf verschiedene Formen der Beurteilung gelegt. Die Studierenden nehmen während des gesamten Bachelor- und Masterstudiums der Medizin sowohl an formativen als auch an summativen Prüfungen teil. Die OSCEs dienen als wichtige klinische Beurteilung und bieten den Studierenden gleichzeitig Anwendungserfahrung und ein gründliches Feedback zu ihrer Leistung. Die OSCEs der EDU finden zu strategischen Zeitpunkten während des gesamten Curriculums statt, um den Studierenden die Möglichkeit zu geben, das erhaltene Feedback zu verarbeiten. Sie bieten Lehrkräften und Studierenden zudem die Möglichkeit, einen tieferen Einblick in ihre Stärken und Schwächen zu gewinnen, was bei der Überarbeitung von Unterricht, Lehrplan und Prüfungen hilfreich sein kann. OSCEs funktionieren als Teil einer symbiotischen Beziehung innerhalb des EDU-Lernsystems. Das Maß an Präzision, Vorbereitung und Wissen, das aus jeder Prüfung gewonnen wird, bildet eine Rückkopplungsschleife, die sich auf die künftige Entwicklung von Lehrplänen, Prüfungen und Unterricht auswirkt.
Das Feedback, das die Studierenden während der OSCEs von den Prüfern (erfahrene Kliniker) erhalten, ist besonders wertvoll, da es in einer Umgebung erfolgt, die der des klinischen Praktikums ähnelt. Das simulierte Szenario ist realen Situationen während der klinischen Rotation nachempfunden. So bieten die OSCEs eine Gelegenheit zur praktischen Anwendung von Wissen und Fähigkeiten. Bislang sind die Studierenden mit den OSCEs insgesamt zufrieden und freuen sich über die Möglichkeit, von erfahrenen Klinikern Feedback und Anregungen zu erhalten.
Wie werden OSCEs durchgeführt?
Inhalt und Format jedes OSCE werden so gewählt, dass Fähigkeiten und Kenntnisse geprüft werden, die die Studierenden bereits im Unterricht und während der klinischen Praktika kennengelernt haben. Mit anderen Worten: Was in einem OSCE geprüft wird, steht in engem Zusammenhang mit dem Lehrplan.
OSCEs finden in einem Krankenhaus oder Simulationslabor statt, zu dem die Studierenden, die zuständigen EDU-Dozent*innen und die externen Prüfer gleichermaßen anreisen.
OSCEs funktionieren wie ein Rollenspielszenario. Die Prüfung ist als Parcours aufgebaut. Die Studierenden durchlaufen abwechselnd mehrere Stationen, um verschiedene Fertigkeiten und Kompetenzen an einem standardisierten Patienten (oder simulierten Patienten) zu üben. Dabei kann es sich entweder um geschultes Fachpersonal handeln (“Schauspieler”, die sich in der Ausbildung für Gesundheitsberufe befinden) oder um eine Simulationsvorrichtung wie eine Puppe oder ein Dummy.
Der Prüfungstag beginnt mit einer Einführung. Anschließend werden die Studierenden in den „Prüfungsbereich“ geführt, wo es acht (im Falle des Bachelor-Studiengangs) bzw. zwölf Stationen (im Falle des Master-Studiengangs) gibt. Jeder Studierende wird dann einer anderen Startstation zugewiesen und geprüft.
Für jede Station steht die gleiche Zeit zur Verfügung, wobei die Studierenden gemäß dem speziell für ihren Prüfungstag erstellten OSCE-Zeitplan zu den nachfolgenden Stationen weitergehen.
Bei den externen Prüfern handelt es sich häufig um dieselben Ärzte aus den Krankenhäusern, in denen die klinische Rotation stattfindet, und die bereits bei verschiedenen Gelegenheiten mit den Studierenden der EDU zusammengearbeitet haben. Dies ist für die EDU-Studierenden besonders wertvoll, da die klinischen Lehrkräfte aus den OSCEs lernen und ihre Interaktion und Betreuung der Studierenden entsprechend anpassen können.
Wenn alle Studierenden jede Station durchlaufen haben, findet eine Feedback-Sitzung statt, in der die Studierenden die Möglichkeit haben, den anwesenden EDU-Dozent*innen und -Mitarbeiter*innen ein Feedback zur Bewertung zu geben und sich allgemein über ihre Lernerfahrung zu äußern. Diese Sitzung bietet den Studierenden außerdem die Möglichkeit, ein Feedback zu ihrer Leistung in den OSCEs als Gruppe oder Kohorte zu erhalten. Eine letzte Ebene des Feedbacks wird durch audiovisuelle Aufzeichnungen an den einzelnen Stationen geboten.
Wann werden OSCEs durchgeführt?
OSCEs finden zu drei verschiedenen Zeitpunkten während des Bachelor-Studiums an der EDU statt: gegen Ende von Modul 3, Modul 6 und Modul 9 – also den jeweils letzten Modulen jedes akademischen Jahres. Die Prüfungen finden an den letzten drei Tagen der klinischen Rotation statt. Während des Masterstudiums finden OSCEs etwa einmal pro Jahr statt.
Dass die Studierenden nach Abschluss ihrer klinischen Rotation an der Prüfung teilnehmen, hat erwiesenermaßen mehrere Vorteile. Erstens wohnen die Studierenden während ihrer Rotationen oft zusammen, so dass sie sich mehrere Wochen vor der Prüfung regelmäßig sehen. So können sie sich gemeinsam vorbereiten, indem sie ihre freie Zeit während des klinischen Praktikums nutzen, um beispielsweise die Rollen des OSCE-Studierenden, des Patienten und des Prüfers zu spielen. Dies ist nur eines von vielen Beispielen, wie sich die Studierenden mit der kollaborativen Lernkomponente bei EDU auseinandersetzen, und sie ihnen hilft, sich besser auf ihre bevorstehende Prüfung vorzubereiten.
Letztendlich bieten OSCEs eine vielschichtige Lernerfahrung für EDU-Studierende. Die Studierenden sind mit den OSCEs zufrieden und schätzen und nutzen diese spezielle Prüfung sehr. Schließlich bieten die OSCEs, insbesondere die formativen Prüfungen, einen echten „Assessment for Learning“-Ansatz, der eine kontinuierliche berufliche Weiterentwicklung während des gesamten Medizinstudiums ermöglicht.